26. Juni 2015 - Mitteldeutsche Zeitung - Zeit des Abschieds
Roman Damasch wechselt im Sommer vom CFC Germania an das Sportgymnasium nach Halle.
Trainer Günter Siegel wird komplett aufhören.
von CHRISTIAN KATTNER

Roman Damasch kann in diesen Tagen nur eingeschränkt trainieren. Eine
Prellung am Knie bremst den Leichtathleten des CFC Germania. Zugezogen hat sich der 15-Jährige die Verletzung bei der Landesmeisterschaft in Haldensleben. Eine Hürde war falsch eingestellt und
deshalb bei seiner Berührung mit dem rechten Knie nicht umgekippt. „Ich hoffe, dass es nur eine Woche Pause ist“, sagt Roman Damasch.
Für den Schüler des Köthener Ludwigsgymnasiums scheint es schwer zu sein,
nur zuschauen und nicht trainieren zu können. Neben der Knieverletzung hat er zudem noch eine Goldmedaille von der Landesmeisterschaft mitgebracht. Über die 300 Meter Hürden holte er sich
souverän den Titel. Am zweiten Wettkampftag folgten über 80 Meter Hürden und 300 Meter jeweils vierte Plätze.
Roman Damasch ist aber weitaus mehr als nur ein Sprinter. „Ich sehe ihn im
Mehrkampf“, sagt Trainer Günter Siegel, „er kann alles. Speerwerfen, Kugelstoßen, das muss alles nur ausgebaut werden.“ Und das wird es. Allerdings nicht mehr unter der Regie von Günter Siegel,
bei dem bereits Roman Damaschs Mutter Manuela trainiert hat. Genau wie ihr Sohn ist sie groß gewachsen, war früher selbst Diskuswerferin. Den Weg ihres Sohnes hatte sie allerdings nicht
eingeschlagen. Der führt das Nachwuchstalent nach den Sommerferien an das Sportgymnasium in Halle. Mutter Manuela ist damals in Köthen geblieben. „Aus gesundheitlichen Gründen“, wie sie
sagt.
Auch ihr Sohn hat derzeit gesundheitliche Probleme, aber die Prellung im
Knie sollte schnell verheilt sein und nicht verhindern, dass Roman Damasch nach Halle geht. Auch Günter Siegel hat dort früher als Trainer gearbeitet, formte Teilnehmer an Weltmeisterschaften
oder Olympischen Spielen. Beim CFC Germania hatte sich der erfahrene Trainer der Ausbildung von Roman Damasch angenommen. Der war eigentlich vier Jahre lang Hockeyspieler beim Cöthener HC. Dann
sollte es allerdings eine andere Sportart sein. Leichtathletik war da natürlich eine gute Wahl. „Ich hatte immer noch Kontakt zu Günter Siegel und dann sind wir mal zum Training gegangen“,
erzählt Manuela Damasch. Mit einem Lächeln sah sie, dass ihr Sohn Spaß an der Vielfältigkeit der Leichtathletik fand.
Doch hätte Roman Damasch auch jede andere Sportart wählen können, Druck gab
es zu Hause nicht. Aber volle Unterstützung. Fahrten zum Training und den Wettkämpfen - die Familie ist eigentlich immer dabei. „Wir stehen voll dahinter, es macht ja auch alles Spaß“, sagt
Manuela Damasch.
Da ist das auch nicht so schlimm, dass von den meisten Wettkampforten nur
das Stadion gesehen wird. In Haldensleben gab es zumindest einen kleinen Abstecher in die Innenstadt. Im Fokus steht aber natürlich der Sport, vor allem dann, wenn es so erfolgreich wie bei der
Landesmeisterschaft zugeht. Dafür nimmt der 15-Jährige auch einige Entbehrungen in Kauf. Dreimal in der Woche wird derzeit trainiert, einmal davon bereits in Halle. An den Wochenende sind
meistens Wettkämpfe. „Ich habe dadurch weniger Freizeit als meine Mitschüler“, erzählt Roman Damasch. Aber daran hat er sich in den vergangenen Jahren gewöhnt.
Wenn er auch in Zukunft erfolgreich sein möchte, muss er das in Kauf
nehmen. Am Sport-gymnasium dürfte das allerdings leichter fallen, dort lebt er schließlich mit anderen Leichtathleten im Internat zusammen und geht mit ihnen zur Schule. „Ich möchte gerne einmal
zu einer Deutschen Meisterschaft“, formuliert Roman Damasch bescheidene Ziele, um dann doch noch von anderen Wettkämpfen zu träumen: „Irgendwann einmal zu einer Europa- oder Weltmeisterschaft,
vielleicht Olympia.“
Günter Siegel hält das gar nicht für so abwegig: „Eigentlich kann man in
dem Alter noch nicht von Olympia träumen, aber er hat eine Chance.“ Der Trainer wird den weiteren Weg von Roman Damasch ganz genau verfolgen. An dem Tag, wo sein Schützling in Halle beginnt, hört
Günter Siegel zwar als Trainer auf, aber der Kontakt wird deshalb nicht abreißen. (mz)